News zu Servicewelten

Tipps und Tricks zum Patchen von Da­ten­ban­ken: Ist es sinnvoll, alle Systeme auf einmal zu patchen?

“Wenn ich mir schon mal die Zeit nehme, meine Da­ten­bank­sys­te­me zu patchen, dann mache ich das auch gleich für alle.” Auf den ersten Blick ein durchaus ver­lo­cken­der und nach­voll­zieh­ba­rer Gedanke. Aber ist das wirklich sinnvoll? Im dritten Teil unserer kleinen Blogpost Serie “Tipps und Tricks zum Patchen von Da­ten­ban­ken” be­schäf­ti­gen wir uns genau mit dieser Frage. Dabei greifen wir auf das wertvolle Wissen unserer ASPICON Da­ten­bank­ad­mi­nis­tra­to­ren aus den Teams Oracle, MS SQL und Post­greS­QL zurück und möchten die Meinungen der Kollegen mit dir teilen. Wann ein gleich­zei­ti­ges Patchen sinnvoll (oder gar notwendig) sein kann und wann nicht, erfährst du in den folgenden Zeilen. Am Ende haben wir die Vor- und Nachteile noch über­sicht­lich für dich zusammengefasst.

Patchen von Oracle Da­ten­bank­sys­te­men unter Linux und Windows

“Sind wir mal ehrlich: Patchen ist ein durchaus lästiges Thema. Sowohl für unsere Kunden als auch für uns als Dienst­leis­ter.”, gibt Thilo ehrlich zu. Thilo ist Da­ten­bank­ad­mi­nis­tra­tor im Team Oracle bei ASPICON und als solcher unter anderem für das Patchen von Kun­den­sys­te­men zuständig. “Das Ein­spie­len von Updates ist immer mit einem gewissen Aufwand und in der Regel auch mit einer kleineren oder größeren Downtime verbunden. Darüber hinaus ist die Häu­fig­keit, mit der Patches er­schei­nen, für viele Un­ter­neh­men und Ein­rich­tun­gen eine echte Her­aus­for­de­rung.”, sagt Thilo weiter.

Auch wenn Patches im All­ge­mei­nen recht gut getestet sind und es auf den ersten Blick aufgrund der Fülle an Updates durchaus bequemer erscheint, von einem Patchen aller Da­ten­bank­sys­te­me auf einmal würde Thilo abraten: “Im Idealfall arbeitest du mit einer Test- und einer Pro­duk­tiv­um­ge­bung. So kannst du das Test­sys­tem zuerst updaten und nach einer gewissen (nicht zu langen) Zeit das Pro­duk­tiv­sys­tem nach­zie­hen. So lassen sich etwaige Stör­fak­to­ren zunächst im Test­sys­tem erkennen.”

Sind wir mal ehrlich: Patchen ist ein durchaus lästiges Thema. Dennoch rate ich vom Patchen aller Da­ten­bank­sys­te­me auf einmal ab. 

(Thilo, Da­ten­bank­ad­mi­nis­tra­tor im Team Oracle bei ASPICON)

Ähnlich sieht das auch Jörg – ebenfalls ASPICON Da­ten­bank­ad­mi­nis­tra­tor im Team Oracle: “Es empfiehlt sich, immer zuerst das Test­sys­tem zu patchen. Bei einem Failover Cluster etwa muss das Patchen zwangs­läu­fig nach und nach erfolgen. Dort kannst du bei­spiels­wei­se bei einem Zwei-Node-Cluster die passive Seite ak­tua­li­sie­ren und eine Test- oder Ent­wick­lungs­da­ten­bank rü­ber­schwen­ken. Erst wenn du alle An­wen­dun­gen durch­ge­tes­tet hast und diese feh­ler­frei funk­tio­nie­ren, schwenkst du auch die anderen Datenbanken.”

Patchen von MS SQL Servern

In der Microsoft Welt ist die Frage, ob es sinnvoll ist, alle Da­ten­bank­sys­te­me auf einmal zu patchen, gar nicht so leicht zu be­ant­wor­ten. Hier muss zwischen Hoch­ver­füg­bar­keits­um­ge­bung und Ein­zel­sys­tem un­ter­schie­den werden.

Tobias – Da­ten­bank­ad­mi­nis­tra­tor für Microsoft SQL Server – sagt dazu: “Wenn du eine Microsoft “Always On” Lösung betreibst, musst du unbedingt alle Kom­po­nen­ten in diesem Setup gleich­zei­tig ak­tua­li­sie­ren. Das liegt daran, dass Hoch­ver­füg­bar­keit durch red­un­dan­te SQL Server erreicht wird. Diese arbeiten entweder auf ver­schie­de­nen Hosts mit Zugriff auf dieselben Daten (in SQL Failover Clustern) oder sogar mit den gleichen Daten (in SQL Avai­la­bi­li­ty Groups). Aus tech­ni­schen Gründen müssen daher alle Systeme innerhalb dieser Umgebung immer auf dem exakt gleichen Ver­si­ons­stand sein.”

Anders sieht es da in einer kon­ven­tio­nel­len Umgebung aus: “Hier empfiehlt es sich, jedes Produkt von Microsoft einzeln und vor allem den SQL Server manuell zu patchen.”, so Tobias. Mitt­ler­wei­le bietet Microsoft zwar die Mög­lich­keit, SQL Server Updates ebenso wie Windows Updates direkt und au­to­ma­tisch von den Update-Servern zu beziehen. Von diesem Vorgehen rät Tobias al­ler­dings strikt ab: “Etwaige Un­ge­reimt­hei­ten könnten so unter Umständen erst zu spät bemerkt werden oder die Feh­ler­su­che unnötig er­schwe­ren.” Laut Tobias ist das manuelle Anwenden eines Patches für die Microsoft SQL Server Pro­dukt­pa­let­te in der Regel gut in­ves­tier­te Zeit.

Das manuelle und suk­zes­si­ve Anwenden eines Patches für die Microsoft SQL Server Pro­dukt­pa­let­te ist in der Regel gut in­ves­tier­te Zeit. 

(Tobias, Da­ten­bank­ad­mi­nis­tra­tor im Team Microsoft bei ASPICON)

Patchen von Post­greS­QL Servern

Im Post­greS­QL Umfeld ist das Patchen generell etwas un­kom­pli­zier­ter: “Das reine Ein­spie­len von Minor Version Releases für alle be­stehen­den Post­greS­QL Da­ten­ban­ken in einer Single Host Umgebung ist meist kein Problem. Erst mit dem Neustart der Instanz, der zwangs­läu­fig ir­gend­wann erfolgen muss, könnte es zu Problemen kommen. Zumindest, wenn die Instanz nicht ver­nünf­tig kon­fi­gu­riert ist.”, so Michael. Michael ist Da­ten­bank­ad­mi­nis­tra­tor im Team Post­greS­QL und betreut unsere Kunden im Open Source Bereich. Er empfiehlt, die Updates tagsüber ein­zu­spie­len und nachts bzw. außerhalb der Ge­schäfts­zei­ten den Neustart vor­zu­neh­men. Je nach Anzahl der Systeme und Umfang der Patches macht eine Staf­fe­lung im Hinblick auf den Ar­beits­auf­wand und die Res­sour­cen dennoch Sinn.

“Wenn du in einer Hoch­ver­füg­bar­keits­um­ge­bung arbeitest, solltest du aber in jedem Falle die Standby- und Pro­duk­tiv­da­ten­bank getrennt von­ein­an­der patchen.”, so Michael weiter. Dank ein­ge­bau­tem Re­pli­ka­ti­ons­pro­to­koll im Open-Source Da­ten­bank­ma­nage­ment­sys­tem von Post­greS­QL ist ein Cluster mit mehreren Knoten auch gleich mit im Gepäck, ganz ohne zu­sätz­li­che Lizenzierung.

Wenn du in einer Hoch­ver­füg­bar­keits­um­ge­bung arbeitest, solltest du in jedem Falle die Standby- und Pro­duk­tiv­da­ten­bank getrennt von­ein­an­der patchen. 

(Michael, Da­ten­bank­ad­mi­nis­tra­tor im Team Post­greS­QL bei ASPICON)

Fazit

Unserer Erfahrung nach ist es in den meisten Fällen sinnvoll, Patches schritt­wei­se an­zu­wen­den und gründ­li­che Tests durch­zu­füh­ren, bevor sie auf Pro­duk­tiv­da­ten­ban­ken an­ge­wen­det werden. Al­ler­dings kann es auch Gründe geben, die ein gleich­zei­ti­ges Patchen aller Da­ten­bank­sys­te­me rechtfertigen.

Im Folgenden haben wir einige Vor- und Nachteile des gleich­zei­ti­gen Patchens von Da­ten­bank­sys­te­men für dich zusammengefasst:

Vorteile des gleich­zei­ti­gen Patchens
Nachteile des gleich­zei­ti­gen Patchens
Kon­sis­tenz:
Wenn alle Systeme zur gleichen Zeit gepatcht werden, kannst du si­cher­stel­len, dass alle Da­ten­bank­sys­te­me auf demselben Stand sind. Dies kann helfen, In­kon­sis­ten­zen zu vermeiden und das all­ge­mei­ne Sys­tem­ma­nage­ment zu erleichtern. 
Längere Aus­fall­zei­ten:
Ein si­mul­ta­nes Patchen kann dazu führen, dass alle Systeme gleich­zei­tig offline gehen müssen. Dies kann zu er­heb­li­chen Un­ter­bre­chun­gen führen. Ins­be­son­de­re, wenn die Da­ten­bank­sys­te­me kritische Ge­schäfts­pro­zes­se un­ter­stüt­zen, könnte dies Probleme mit sich bringen. 
Zeit­ef­fi­zi­enz:
Anstatt mehrere Patching-Sessions zu planen und zu über­wa­chen, er­mög­licht das gleich­zei­ti­ge Patchen eine einmalige Aktion, die weniger Ma­nage­ment-Zeit erfordern kann. 
Höheres Risiko:
Wenn ein Patch feh­ler­haft ist oder un­er­war­te­te Ne­ben­wir­kun­gen hat, könnten alle ge­patch­ten Systeme gleich­zei­tig betroffen sein. Dies könnte zu er­heb­li­chen Ausfällen und mög­li­cher­wei­se zum Verlust von Daten führen. 
Si­cher­heit:
Si­cher­heits­patches sollten immer so schnell wie möglich an­ge­wen­det werden, um si­cher­zu­stel­len, dass alle Systeme vor bekannten Be­dro­hun­gen geschützt sind. Das Patchen aller Da­ten­bank­sys­te­me gleich­zei­tig kann die Zeit­fens­ter mi­ni­mie­ren, in denen Systeme anfällig für Aus­nut­zung sind. 
Res­sour­cen­an­for­de­run­gen:
Das gleich­zei­ti­ge Patchen mehrerer Systeme kann er­heb­li­che Res­sour­cen in Bezug auf Band­brei­te, Re­chen­leis­tung und Personal erfordern. Falls du nicht über die nötigen Res­sour­cen verfügst, solltest du ein schritt­wei­ses Patchen in Betracht ziehen. 
Aus­fall­zei­ten ko­or­di­nie­ren:
Wenn Aus­fall­zei­ten für das Patchen un­ver­meid­lich sind, kann es sinnvoll sein, diese auf einmal zu planen, um die Anzahl der Aus­fall­zei­ten zu minimieren. 
Pro­blem­be­he­bung:
Wenn Probleme auftreten, kann es schwie­ri­ger sein, die Ursache zu iden­ti­fi­zie­ren und zu beheben, wenn alle Systeme gleich­zei­tig gepatcht werden. Es könnte auch schwierig sein, das Patching rück­gän­gig zu machen oder auf eine vorherige Kon­fi­gu­ra­ti­on zurückzusetzen. 

Vorteile des gleich­zei­ti­gen Patchens:

  • Kon­sis­tenz
    Wenn alle Systeme zur gleichen Zeit gepatcht werden, kannst du si­cher­stel­len, dass alle Da­ten­bank­sys­te­me auf demselben Stand sind. Dies kann helfen, In­kon­sis­ten­zen zu vermeiden und das all­ge­mei­ne Sys­tem­ma­nage­ment zu erleichtern.
  • Zeit­ef­fi­zi­enz
    Anstatt mehrere Patching-Sessions zu planen und zu über­wa­chen, er­mög­licht das gleich­zei­ti­ge Patchen eine einmalige Aktion, die weniger Ma­nage­ment-Zeit erfordern kann.
  • Si­cher­heit
    Si­cher­heits­patches sollten immer so schnell wie möglich an­ge­wen­det werden, um si­cher­zu­stel­len, dass alle Systeme vor bekannten Be­dro­hun­gen geschützt sind. Das Patchen aller Da­ten­bank­sys­te­me gleich­zei­tig kann die Zeit­fens­ter mi­ni­mie­ren, in denen Systeme anfällig für Aus­nut­zung sind.
  • Aus­fall­zei­ten ko­or­di­nie­ren
    Wenn Aus­fall­zei­ten für das Patchen un­ver­meid­lich sind, kann es sinnvoll sein, diese auf einmal zu planen, um die Anzahl der Aus­fall­zei­ten zu minimieren. 

Nachteile des gleich­zei­ti­gen Patchens:

  • Längere Aus­fall­zei­ten
    Ein si­mul­ta­nes Patchen kann dazu führen, dass alle Systeme gleich­zei­tig offline gehen müssen. Dies kann zu er­heb­li­chen Un­ter­bre­chun­gen führen. Ins­be­son­de­re, wenn die Da­ten­bank­sys­te­me kritische Ge­schäfts­pro­zes­se un­ter­stüt­zen, könnte dies Probleme mit sich bringen.
  • Höheres Risiko
    Wenn ein Patch feh­ler­haft ist oder un­er­war­te­te Ne­ben­wir­kun­gen hat, könnten alle ge­patch­ten Systeme gleich­zei­tig betroffen sein. Dies könnte zu er­heb­li­chen Ausfällen und mög­li­cher­wei­se zum Verlust von Daten führen.
  • Res­sour­cen­an­for­de­run­gen
    Das gleich­zei­ti­ge Patchen mehrerer Systeme kann er­heb­li­che Res­sour­cen in Bezug auf Band­brei­te, Re­chen­leis­tung und Personal erfordern. Falls du nicht über die nötigen Res­sour­cen verfügst, solltest du ein schritt­wei­ses Patchen in Betracht ziehen.
  • Pro­blem­be­he­bung
    Wenn Probleme auftreten, kann es schwie­ri­ger sein, die Ursache zu iden­ti­fi­zie­ren und zu beheben, wenn alle Systeme gleich­zei­tig gepatcht werden. Es könnte auch schwierig sein, das Patching rück­gän­gig zu machen oder auf eine vorherige Kon­fi­gu­ra­ti­on zurückzusetzen. 

Ob es sinnvoll ist, alle Da­ten­bank­sys­te­me auf einmal zu patchen, hängt also von ver­schie­de­nen Faktoren ab. Unter anderem spielen die Größe und Be­schaf­fen­heit deiner Da­ten­bank­land­schaft sowie die Art der Patches und die vor­han­de­nen Res­sour­cen eine Rolle. Eine in­di­vi­du­el­le Be­trach­tung ist also unerlässlich.

Du siehst: Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Wichtig ist, in jedem Falle eine Ri­si­ko­be­wer­tung durch­zu­füh­ren und si­cher­zu­stel­len, dass geeignete Pläne für das Testen, die Rück­fall­stra­te­gien und die Not­fall­wie­der­her­stel­lung vorhanden und möglichst nie­der­ge­schrie­ben sind.

Du hast Fragen dazu oder möchtest dich mit unseren Da­ten­bank­pro­fis aus­tau­schen? Ruf uns einfach an.

Patch-Hotline: +49.371.909515–100

Hier findest du weitere Infos zu den ver­gan­ge­nen und aktuellen Patch Updates aus unserem News und Insights Bereich.

icon-arrow_right_medium-violet-blue.svg

Share this article

Facebook 
Twitter 
LinkedIn 
XING 
WhatsApp 
Email