Die Oracle Database Appliance (ODA) ist ein von Oracle entwickeltes Hard- und Softwaresystem. Die Hardware ist speziell für den Betrieb von Oracle Datenbanken ausgelegt. Dabei umfasst das Paket Software‑, Rechen‑, Speicher- und ebenso Netzwerkressourcen. Auf diese Weise bietet die ODA quasi out-of-the-box alles, was für den Betrieb von Oracle Datenbanken nötig ist und damit die Möglichkeit, sofort loszulegen.
Das neue Release der Oracle Database Appliance (ODA 19.22) ist ab sofort für Bare-Metal- und KVM-Bereitstellungen aller unterstützten Modelle (ODA X10, X9, X8 und X7) verfügbar. Besonders erfreulich: Die ODA X10 unterstützt jetzt die Oracle Database Standard Edition 2.
Wir haben die ODA X10 mit dem Vorgängermodell X9 verglichen und sagen dir, ob die ODA im Allgemeinen das Richtige für dich ist.
Wie bereits beim Vorgängermodell ist die ODA X10 in zwei Konfigurationen erhältlich: X10‑S und X10‑L. Die X10‑S ist für kleinere Workloads ausgelegt, während die X10‑L für größere geeignet ist. Die Appliances gibt es als Single- oder Hochverfügbarkeitslösungen.
Single:
X10‑S und X10‑L
Hochverfügbar:
X10-HA
Selbstverständlich können die Single-Lösungen in Kombination mit Dataguard (bei Enterprise Datenbanken) oder unter Verwendung von Standby Lösungen eines Drittherstellers (zum Beispiel Dbvisit) zu hochverfügbaren Infrastrukturen ausgebaut werden.
Die folgende Tabelle (basierend auf den Oracle Datasheets) stellt die Hardwarespezifikationen der X10 seinem Vorgänger gegenüber:
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X10
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X9
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Prozessor
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X10‑S:
1x AMD EPYCTM 9334, 2.7GHz, 32 Kerne, 210 Watt Verlustleistung, 128 MB L3 cache X10‑L: 2x AMD EPYCTM 9334, 2.7GHz, 32 Kerne, 210 Watt Verlustleistung, 128 MB L3 cache |
X9-2S:
1x Intel® Xeon® S4314 2.4 GHz, 16 Kerne, 135 Watt Verlustleistung, 24 MB L3 Cache X9-2L: 2x Intel® Xeon® S4314 2.4 GHz, 16 Kerne, 135 Watt Verlustleistung, 24 MB L3 Cache |
Hauptspeicher
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X10‑S:
256 GB (4 x 64 GB) erweiterbar auf bis zu 768 GB (12 x 64 GB) X10‑L: 512 GB (8 x 64 GB) erweiterbar auf bis zu 1.5 TB (24 x 64 GB) |
X9-2S:
256 GB (8 x 32 GB) erweiterbar auf bis zu 512 GB (16 x 32 GB) X9-2L: 512 GB (16 x 32 GB) erweiterbar auf bis zu 1.0 TB (32 x 32 GB) |
Server Storage
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2 interne 480 GB M.2 SSDs (gespiegelt)
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2 interne 240 GB M.2 SSDs (gespiegelt)
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Daten Storage
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X10‑S:
2x NVMe SSDs (6.8 TB pro Laufwerk) X10‑L: 2x NVMe SSDs (6.8 TB pro Laufwerk) erweiterbar auf bis zu 8 NVMe SSDs (max. Kapazität von 21 TB bei 2‑facher Redundanz) |
X9-2S:
2x NVMe SSDs (6.8 TB pro Laufwerk) X9-2L: 2x NVMe SSDs (6.8 TB pro Laufwerk) erweiterbar auf bis zu 12 NVMe SSDs (max. Kapazität von 31,5 TB bei 2‑facher Redundanz) |
Wenn du dich für eine ODA entscheidest, hast du vom technischen Standpunkt aus die Möglichkeit, auf Knopfdruck direkt loszulegen. Die ODA bietet dir den Vorteil eines skalierbaren und gut orchestrierten Systems aus einer Hand. Das heißt, die einzelnen Komponenten sind optimal aufeinander abgestimmt und im Fehlerfall, egal welcher Komponente, hast du mit Oracle auch nur einen Ansprechpartner.
Aus lizenzrechtlicher Sicht eröffnet sich mit der ODA noch ein weiterer interessanter Vorteil – zumindest für die Enterprise Version. Denn mit der “Capacity-On-Demand” wird die von Oracle anerkannte Möglichkeit geboten, CPU-Kerne paarweise freizuschalten und zu limitieren. Heißt also, wenn du einen Prozessor mit acht oder mehr Kernen betreibst, musst du nicht wie gewöhnlich den kompletten Prozessor lizenzieren, sondern nur die Anzahl an Kernen, die deine Arbeitslast tatsächlich erfordert. Die ODA-Hardware kann sich also unter Umständen allein durch die Einsparung von Lizenzkosten amortisieren.
Das folgende Beispiel zeigt, wie du die Anzahl der CPU-Kerne auf Oracle Database Appliance X7-2S‑, X7-2M- und X7-2-HA-Systemen auf sechs erhöhen kannst:
1. Melde dich als root
auf dem Oracle Database Appliance Server an.
2. Führe den folgenden Befehl aus, um die Anzahl der CPU-Kerne zu konfigurieren: odacli update-cpucore -c
# odacli update-cpucore -c 6 { "jobId" : "2807f6ae-3ba5-48a5-8941-b8b365d89d24", "status" : "Created", "message" : null, "reports" : [ ], "createTimestamp" : 1506631632, "description" : "CPU cores service update", "updatedTime" : 1506631632 }
Hinweis:
Beachte bitte, dass eine Änderung der Kerne nur paarweise und nur nach oben möglich ist. Wenn du also die Anzahl der CPU-Kerne änderst, kannst du anschließend nur die Anzahl erhöhen.
Ein weiterer Vorteil kann das Patchen sein. Aufgrund der Tatsache, dass sämtliche Hard- und Software vom Hersteller bereitgestellt wird, liefert dieser auch die entsprechenden Updates. Für gewöhnlich werden die Aktualisierungen quartalsweise in einem Release Update veröffentlicht. Das Paket umfasst neben Cluster- und Datenbankpatches auch Updates, um alle weiteren Komponenten – wie z.B. Betriebssystem, Firmware für Festplatten, BIOS, usw. – zu aktualisieren. Das verschafft der ODA eine sehr lange Lebensdauer im Vergleich zu anderen Systemen.
Hinweis:
Du solltest dringend darauf achten, nur die ODA-spezifischen Patches einzuspielen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die dbhome und die zugehörigen Datenbanken für den Appliance Manager nicht mehr verwaltbar sind.
Je nach persönlicher Vorliebe oder Firmenrichtlinie kann die Tatsache, alle Patches aus einer Hand zu bekommen, auch zu einem Nachteil werden. Anders als bei handelsüblicher Hardware, bei der man etwas mehr Freiheit bei der Auswahl der einzuspielenden Updates hat, ist man bei der ODA gezwungen, das komplette System zu aktualisieren. Das erhöht im Umkehrschluss ggf. die Downtime des betroffenen Systems.
Darüber hinaus solltest du dir im Klaren sein, dass die ODA mit technischen Individualisierungen nur schwer umgehen kann. Das Hinzufügen externer Storages oder eigener Backuplösungen etwa ist nur bedingt bis gar nicht möglich. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es spätestens beim Patchen zu erheblichen Fehlern kommen kann, wenn die Appliance nicht nach dem vorgesehenen Schema aufgesetzt wurde. Auch Änderungen am System, wie das Installieren eines neuen Pakets, die manuelle Änderung der Netzwerkkonfiguration oder das Anpassen einiger Linux-Parameter, kann dazu führen, dass das nächste Patch nicht eingespielt werden kann. Die Fehlersuche im Nachgang ist dann meist aufwändig und zeitintensiv.
Zum Thema Ausfallsicherheit sei nochmals gesagt, dass die Single-Lösungen S und L nur in Kombination mit Produkten eines Drittanbieters (wie beispielsweise Dbvisit Standby MultiPlatform) zu hochverfügbaren Infrastrukturen ausgebaut werden können. Die Alternative wäre das Aufsetzen einer zweiten Appliance. Diese Möglichkeit sollte schon allein deshalb in Betracht gezogen werden, weil Downtimes im Zuge des Patchings dadurch vermieden werden können. Wenn du also den Patching-Prozess absichern willst, solltest du dich für zwei ODAs entscheiden: eine für die Produktionsdatenbanken und eine für die Standby‑, Entwicklungs- & Testdatenbanken.
Hierzu ist kurz und knapp zu sagen: Hardwareerweiterungen sind kaum möglich und wenn dann sehr kostspielig. Der Austausch von Festplatten gegen größere wird gar nicht unterstützt. Das Hinzufügen von Festplatten ist bedingt möglich, wird allerdings teuer, da man auch den Support dafür mit erwerben muss. Hier sollte also im Vorfeld gut überlegt sein, ob der vorgesehene Platz auch langfristig ausreichend ist. An dieser Stelle sei jedoch noch der Hinweis gegeben: Vergleiche die ODA nicht direkt mit anderen Systemen. Die ODA ist, wie oben schon erwähnt, ein Komplettpaket aus Hardware sowie Software‑, Rechen‑, Speicher- und ebenso Netzwerkressourcen. Darüber hinaus ist sie aufgrund der regelmäßigen Updates und darin enthaltenen Toolerweiterungen auf eine lange Lebensdauer ausgelegt – sofern man sie denn wie vorgesehen nutzt.
Grundsätzlich lässt sich die ODA über ein integriertes Commandline Interface (odacli) und über ein Browser User Interface (BUI) konfigurieren und steuern.
Der komplette Umfang der Software lässt sich in diesem Artikel nur schwer beschreiben, da die Funktionen bei jedem Patch Release erweitert werden.
» Hier gelangst du zu den entsprechenden Release Notes mit allen wichtigen Informationen.
Wenn du dir darüber hinaus einen ersten Eindruck über eine ODA verschaffen möchtest, bietet dir Oracle einen kostenlosen Simulator:
Unternehmen, die keine komplexe Infrastruktur bereitstellen wollen oder können, bietet die Oracle Database Appliance optimierte, speziell entwickelte und skalierbare Hardware- und Softwareoptionen. Genau das sind aber auch die Grenzen der ODA. Soll heißen: Wenn du Wert auf Individualität legst, ist diese Lösung wenig geeignet. Die Erfahrung zeigt, dass das System mit “Customizing” eher nicht zurecht kommt. Zwei große Vorteile sind allerdings die oben beschriebene Limitierung der CPU-Kerne sowie die regelmäßigen Updates und Toolerweiterungen. Dadurch glänzt die Appliance nicht nur mit möglichem Einsparpotenzial hinsichtlich Lizenzierungskosten, sondern auch mit einer langen Lebensdauer.
Wenn du der Meinung bist, dass die ODA zu dir passt, dann unterstützen wir dich gern. Egal, ob bei der Installation der Systeme, der Pflege und Wartung oder auch der Fehlerbehebung. Bei der begleiteten Installation mit Workshop-Charakter gehen wir mit dir Schritt für Schritt durch die Installation und weisen dich auf die wichtigsten Punkte hin. Grundkenntnisse im Bereich Oracle Cluster sind von Vorteil.
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