News zu Microsoft SQL Server

DBA Tipp: Wie du dich für das richtige SQL Server Wie­der­her­stel­lungs­mo­dell entscheidest

Die Frage “Welches SQL Server Wie­der­her­stel­lungs­mo­dell ist das richtige für mich?” ist nicht immer so leicht zu be­ant­wor­ten, das erleben auch wir als Dienst­leis­ter bei unseren Kunden immer wieder. Falls du dir jetzt von diesem DBA Tipp eine einfache Antwort auf die Frage erhoffst und womöglich noch eine Pro- und Contra-Liste erwartest, solltest du viel­leicht besser aufhören zu lesen. Denn – Spoiler Alarm: Es gibt kein pau­scha­les “Besser” oder “Schlech­ter” der einzelnen Modelle. 

Was es al­ler­dings durchaus gibt, sind einige Über­le­gun­gen und Kern­fra­gen, die du dir im Vorfeld unbedingt stellen solltest und die dir dabei helfen werden, künftig die richtige Wahl zu treffen. Also, falls du gewillt bist, etwas tiefer in die Materie der SQL Server Wie­der­her­stel­lungs­mo­del­le ein­zu­stei­gen, um den Ent­schei­dungs­pro­zess künftig zu be­schleu­ni­gen, ließ gern weiter.

SQL Server Wie­der­her­stel­lungs­mo­dell ist nicht gleich Sicherungsmodell!

Zu Beginn noch eine kurze Re­ka­pi­tu­la­ti­on: Es heißt aus guten Grund “Wie­der­her­stel­lungs­mo­dell” und nicht etwa “Si­che­rungs­mo­dell”. Schließ­lich legst du mit dem SQL Server Wie­der­her­stel­lungs­mo­dell fest, wie du im Falle einer Wie­der­her­stel­lung von Tabellen und Zeilen vorgehen möchtest. Dieser Gedanke wird nicht selten vergessen, wenn man die Da­ten­si­che­rungs­stra­te­gie plant. Hinzu kommt, dass eine po­ten­ti­el­le Wie­der­her­stel­lung nicht erst nach Hardware-Ausfällen oder nach größeren Ka­ta­stro­phen notwendig wird, sondern auch (oder ganz besonders) aufgrund der “von innen aus­ge­hen­den Gefahren” (siehe Frage 5 im nächsten Abschnitt) durch­ge­führt werden muss.

Grund­sätz­lich un­ter­schei­det man im Microsoft SQL Server Bereich drei Wiederherstellungsmodelle:

  • Das einfache Wiederstellungsmodell
  • Das voll­stän­di­ge Wiederherstellungsmodell
  • Das mas­sen­pro­to­kol­lier­te Wiederherstellungsmodell

Die richtigen Fragen, um das richtige SQL Server Wie­der­her­stel­lungs­mo­dell zu finden

Um sich völlig zu ver­ge­gen­wär­ti­gen, wie sich die drei möglichen Modelle von einander un­ter­schei­den, solltest du nicht nur die klas­si­schen In­di­ka­to­ren im Blick haben, sondern auch die “stress­ver­ur­sa­chen­den” Einflüsse beachten. Hier einige Beispiele dafür:

Klas­si­sche In­di­ka­to­ren 

  • Dauer der Wiederherstellung

  • Aufwand der Wie­der­her­stel­lung (für den Admin)

  • Platz­be­darf der Backups

  • Größe des Transaktionsprotokolls

Stress­ver­ur­sa­chen­de Einflüsse 

  • Relevanz aktueller Daten für Fachanwender

  • Relevanz aktueller Daten für Entscheidungsträger

  • Bedeutung der Differenz zwischen aktuellen und ge­si­cher­ten Daten

  • Mög­lich­kei­ten der (Wieder)Beschaffung nicht im Backup ent­hal­te­ner Daten

Darüber hinaus sind die folgenden 5 Über­le­gun­gen geradezu es­sen­zi­ell, wenn du vor der Frage des sinn­volls­ten SQL Server Wie­der­her­stel­lungs­mo­dells für deine Datenbank stehst:

5 Fragen, die dir dabei helfen, das richtige Wie­der­her­stel­lungs­mo­dell zu finden

Handelt es sich um eine ERP-Datenbank mit über 1000 Kunden und Lie­fe­ran­ten oder lediglich um ein Intranet mit mäßig brisanten Informationen?

Müssen ein Dutzend Fach­an­wen­der die ver­lo­re­nen Daten erneut eingeben oder ist die Anwendung in der Lage, die fehlenden Daten aus dem alten Da­ten­stand zur errechnen?

Stehen diverse pro­duk­ti­ons­kri­ti­sche Systeme und Anlagen still oder wird der Ausfall der Datenbank für bis zu 48 Stunden gar nicht bemerkt?

Handelt es sich um eine 24/7‑Datenbank, die immer unter Last steht oder erfolgen nur spo­ra­di­sche Änderungen?

Werden Da­ten­sät­ze gleich­mä­ßig (also ohne er­kenn­ba­re Pause) geändert oder erfolgt der haupt­säch­li­che Schreib­zu­griff nur in der Kernarbeitszeit?

Sind die fehlenden Daten (nach einer Wie­der­her­stel­lung) komplett verloren oder kann eine Fach­an­wen­dung eine geringe Menge an Daten erneut in die Datenbank einfügen?

Wie lange dauert eine komplette Wiederherstellung?

Ist die Dauer des Wie­der­her­stel­lungs­pro­zes­ses relevant für den Geschäftsbetrieb?

Wird ein Dritt­an­bie­ter­pro­dukt (wie bei­spiels­wei­se Veeam) zur Da­ten­bank­si­che­rung verwendet oder kommen nur klas­si­sche SQL Server Agent Jobs zum Einsatz?

Wird der Host virtuell betrieben und per Snapshot gesichert? Wie oft werden die Snapshots angefertigt?

Kommt es ab und zu vor, dass die Programm-Updates der Fach­an­wen­dun­gen eine un­an­ge­neh­me Aus­wir­kung auf die Datenbank haben?

Neigen Fach­an­wen­der dazu, Daten un­be­ab­sich­tigt zu löschen oder zu verändern?

Einfaches vs. voll­stän­di­ges SQL Server Wiederherstellungsmodell

Hast du dir nun ein Bild von der Relevanz deiner Da­ten­ban­ken gemacht, so fällt es we­sent­lich leichter, die Wie­der­her­stel­lungs­mo­del­le (man könnte auch sagen “Stra­te­gien zur Wie­der­her­stel­lung”) für jede einzelne Datenbank festzulegen.

Da die Un­ter­schie­de zwischen dem mas­sen­pro­to­kol­lier­ten und dem voll­stän­di­gen Modell zu ver­nach­läs­si­gen sind, fassen wir diese beiden Modelle in der weiteren Be­trach­tung zusammen. Damit un­ter­schei­den wir im Folgenden lediglich zwischen dem einfachen und dem voll­stän­di­gen Wiederherstellungsmodell:

Das einfache SQL Server Wie­der­her­stel­lungs­mo­dell 

  • Kann nur verwendet werden, um eine ganze Datenbank auf den Zeitpunkt eines ver­gan­ge­nen Komplett-Backups wiederherzustellen.

  • Er­mög­licht komplette und dif­fe­ren­ti­el­le Datenbank-Backups.

  • Er­mög­licht keinerlei Transaktionsprotokoll-Backups.

  • Sorgt für ein eher kleines Transaktionsprotokoll.

Das voll­stän­di­ge SQL Server Wiederherstellungsmodell 

  • Kann verwendet werden, um eine Datenbank auf den Zeitpunkt eines ver­gan­ge­nen Komplett-Backups und darauf auf­bau­en­der Trans­ak­ti­ons­pro­to­koll-Backups wiederherzustellen.

  • Er­mög­licht komplette und dif­fe­ren­ti­el­le Datenbank-Backups.

  • Er­mög­licht und erfordert zu­sätz­lich auch Transaktionsprotokoll-Backups.

  • Sorgt meist für ein mit­tel­gro­ßes Transaktionsprotokoll.

Zwi­schen­fa­zit

Auf die jeweils erste Ei­gen­schaft kommt es bei der Ent­schei­dung an. Denn während man unter Ver­wen­dung des einfachen Wie­der­her­stel­lungs­mo­dells eine Datenbank nur auf den Da­ten­stand zum exakten Zeitpunkt der Kom­plett­si­che­rung zu­rück­spie­len kann, ist bei Ver­wen­dung des voll­stän­di­gen Wie­der­her­stel­lungs­mo­dells nahezu jeder Zeitpunkt nach der Kom­plett­si­che­rung möglich. Und eben genau darauf sollte deine Über­le­gung abzielen: Der Anspruch an die gezielte Wie­der­her­stell­bar­keit einzelner Da­ten­sät­ze. Denn wenn die Än­de­run­gen einzelner Aktionen in den Tabellen “un­ge­sche­hen gemacht” werden sollen, dann scheidet das einfache Wie­der­her­stel­lungs­mo­dell aus.

Fazit

Das SQL Server Wie­der­her­stel­lungs­mo­dell ent­schei­det maß­geb­lich darüber, wie granular eine Wie­der­her­stel­lung durch­ge­führt werden kann. 

Kannst du mit einem theo­re­ti­schen Da­ten­ver­lust leben, der sich vom Zeitpunkt des letzten Komplett-Backups bis zum Ausfall ergibt? Dann kann das einfache Wie­der­her­stel­lungs­mo­dell genügen.

Suchst du nach einem Weg, den theo­re­ti­schen Da­ten­ver­lust so weit wie möglich zu mi­ni­mie­ren, indem du die Zeit zwischen zwei Komplett-Backups mit diversen kleineren Backups über­brückst? Dann bleibt nur das voll­stän­di­ge Wie­der­her­stel­lungs­mo­dell übrig.

Die Ent­schei­dung für oder gegen ein be­stimm­tes Wie­der­her­stel­lungs­mo­dell wird also durch die maximal to­le­rier­ba­re Menge an ver­lo­re­nen Daten bestimmt. Als Faust­re­gel gilt, dass mit stei­gen­der An­for­de­rung an einen möglichst hohen/aktuellen Da­ten­stand, die Ent­schei­dung auf das voll­stän­di­ge Wie­der­her­stel­lungs­mo­dell hin­aus­läuft. Bedenke jedoch, dass auch das voll­stän­di­ge Modell und sehr häufige Trans­ak­ti­ons­pro­to­koll-Backups bei pro­duk­ti­ons­kri­ti­schen Da­ten­ban­ken kein Ersatz für eine Hoch­ver­füg­bar­keits­lö­sung darstellt.

Solltest du trotz der genannten Über­le­gun­gen nicht sicher sein, welches
SQL Server Wie­der­her­stel­lungs­mo­dell für welche deiner Da­ten­ban­ken das richtige ist,
ruf uns gern an oder schreibe uns. 

Hier findest du weitere Infos zum Thema » Microsoft SQL Server aus unserem News & Insights Bereich.

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